Bremer geeignet für Panamericana-Langzeitreise?

die älteren Modelle (T1), inkl. Skipper und Marco Polo
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dieChrissi
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Bremer geeignet für Panamericana-Langzeitreise?

Beitrag von dieChrissi » 09.01.2021 20:36

Hallo liebe Forumsmitglieder!

Ich bin komplett neu hier im Forum und habe auch nicht großartig Ahnung von Fahrzeugen. Mein Partner und ich planen eine etwa 2-jährige Reise entlang der Panamericana. Die Pläne stecken noch in den Kinderschuhen, konkretisieren sich aber mehr und mehr. Ein passendes Gefährt dafür haben wir noch nicht.
Bei Recherchen wurde oft dazu geraten, Fahrzeugmodelle auszuwählen, die auch im Reiseland vorhanden bzw. dort gut reparierbar sind. Daher geht die Tendenz bei der Fahrzeugwahl in Richtung eines älteren Modells, das ohne größere modere Werkstattausstattung auch in einer kleinen südamerikanischen Werkstatt repariert werden kann. Größtenteils werden wir sicher auf geteerten Straßen unterwegs sein, allerdings sind auch mehrere Tausend Kilometer Schotterstraßen dabei und, gerade in Südamerika, einige Höhenmeter zu fahren (u.a. Bolivien bis über 3 - 4 Tausend Meter mit entsprechenden Steigungen und Abfahrten).

Unsere aktuelle Suche konzentriert sich hauptsächlich auf ausgebaute Camper wie VW LT 28, MB 100D und dann eben noch Bremer-Modelle.

Klar, bei neueren Fahrzeugen wird man tendenziell erst mal von größeren Reparaturen verschont, allerdings sind die eben auch um einiges teurer in der Anschaffung und die Reparierbarkeit, gerade in Südamerika, vermutlich schwieriger als bei älteren Modellen. Außerdem haben die älteren Modelle für uns auch irgendwie einen gewissen Charme.

Also stellen sich uns erstmal grundsätzlich folgende Fragen:

- Haltet ihr die Wahl eines Bremers oder eines der anderen in Frage kommenden Modelle (VW LT 28, MB 100D) für geschickt für unser Vorhaben ?
- Habt ihr andere Vorschläge was die Fahrzeugwahl betrifft?
- Wie sieht es mit der Verfügbarkeit von Ersatzteilen bei den Bremer-Modellen aus?

Ich wäre dankbar für eure Einschätzung.
LG Christine

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AndiP
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Re: Bremer geeignet für Panamericana-Langzeitreise?

Beitrag von AndiP » 11.01.2021 09:55

Hallo Christine,
willkommen hier. Einfach mal ein paar Gedanken zu deiner Frage zusammengechrieben:
Europäische Fahrzeuge sind in Südamerika Exoten. Ersatzteile sind so gut wie nicht verfügbar, das meiste muss bei Bedarf aus Europa importiert werden.
Ohne Turbo über 4000m hoch fahren mE sehr schwierig, zu wenig Sauerstoff in der Luft. Die Leistung wird extrem einbrechen.
Ohne Allrad im Dschungel wird schwierig bis unmöglich. Für Dschungelpassagen sind Allrad-Transporter zu schwach dimensioniert. Ich habe von einem Bremer-Fahrer gelesen, die sich mehrfach die Hinterachse krumm gefahren hat. Die Achsrohre waren mehrere cm nach hinten gebogen!!!
Moderne Fahrzeuge dürfen vom Hersteller aus gar nicht in solche Höhen, der dpf wird zerstört. Dazu gibts im Internet einen Horror- Reisebericht eines VW-Fahrers.

Dieselfahrzeuge sind in Nordamerika eher selten, außer LKW. Die Anforderungen an das Fahrzeug ganz andere als in Südamerika. Im Norden eher 10000km Asphalt, im Süden 10000km Schotter und Piste.

Ich rate dir, dich noch viel besser in das Thema einzulesen, und vor Allem das Schrauben an dem Fahrzeug zu lernen. Ohne das Wissen, Anweisungen für jegliche Reparatur geben zu können, oder die Reparatur selbst durchführen zu können, würde ich nicht auf so eine Tour gehen.

Dass der Darien-Gap die Verschiffung des Fahrzeugs erfordert, ist dir klar? Eine europäische RoRo-Fähre wirds wohl nicht geben, eher ein Containerschiff. Das begrenzt dann die Fahrzeuggröße.

Fange erst mal mit längeren Reisen in Europa, Asien, Afrika an.

IMHO spricht vieles dafür, das Fahrzeug in Mittelamerika zu wechseln. Ich würde im Norden einen US Pickup mit Wohnkabine kaufen und fahren, und in Südamerika? Weiß nicht, einen lokalen VW vielleicht. Vielleicht findet sich ja auch ein kleiner Handwersbetrieb, der einen Kastenwagen nach euren Wünschen vor Ort in Südamerika ausbaut...
Man könnte dann auch so abenteuerliche Gegenden Länder wie Mittelamerika oder Kolumbien auslassen. Erst Kanada, USA fahren, dann nach Argentinien oder Brasilien fliegen, Fahrzeug suchen und via Feuerland Richtung Norden fahren...

Andi
1985er JC 309D mit 500.000km

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KlassikJames
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Re: Bremer geeignet für Panamericana-Langzeitreise?

Beitrag von KlassikJames » 11.01.2021 13:46

Hallo,

ich war mit meinem Bremer 310D schon über 35.000km in Südamerika unterwegs.
Mir war bewußt, worauf ich mich einlasse und kann einige Arbeiten am meinem Fahrzeug selbst ausführen.

Der Bremer ist einfach und robust gebaut.
Vorteil ist der einfache Motor ohne Elektronik, Commonrail-Injektoren und Partikelfilter.
Er läuft zur Not auch mit einer Mischung von Sojaöl und Kerosin (Die Standheizung mag den Mix aber nicht!).
Bei 4000m laufen auch andere Motoren unrund, mein Diesel schaffte in Bolivien auch mehr als 5000m ohne Klagen aber mit Geduld am Lenker.

Aber die Bremer Baureihe ist auf den amerikanischen Kontinenten ein Exot und viele Ersatzteile sind einfach nicht erhältlich.
Frontscheiben nehmen durch ständigen Steinschlag häufig Schaden und sind beim Bremer nicht zu ersetzen.
(Ein Reparaturkit für Scheiben zahlt sich aus).
Verschleissteile rund um den OM602-Motor kann man auch vom Ssanyong Musso 2,9l Diesel verwenden.
Wenn man mehr braucht oder einen OM616/617 hat, wird es kompliziert.

Sprinter sind in Südamerika weit verbreitet, da sie in der Nähe von BsAs in einem Werk vom Band laufen.
Auch in den USA und Kanada ist der Sprinter mittlerweile ein gängiges Fahrzeug.
Verschleissteile und Frontscheiben sind für den Sprinter einfach zu bekommen.

Auch das Buschtaxi von Toyota ist ein Exot wie auch der Unimog.
IVECO-4x4, VW-LT und MB100 fuhren nur Touris aus Alemania oder aus der Schweiz.
Neuere VW-MAN habe ich nur in Brasilien gesehen, die alten G90 sind in BRA auch sehr selten, sonst inexistent.
Weit verbreitet waren dagegen DüDo- oder Kurzhauber-Mercedes und wirklich überall fahren Toyo Hilux.

Ein anderes Thema sind die Ersatzteile für den Wohnteil.
Zur Not kann man sich eine Wasserpumpe in einer Marina beschaffen.
Aber mit einer Hightech-Heizung und Error-Codes wird es schwierig.
Dann bleibt die Hütte kalt.

Auf Instagramm findest du einige, die mit ihren Bremern die gesamte Panamerikana bereist sind.
Meist sprechen die aber nur Spanisch oder Englisch.

Ich würde euch in der 3,5t Liga statt zum Bremer zu einem Sprinter-Kastenwagen der ersten Generation bis 2006 ohne DPF raten.


Gruss,
Klassikjames
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