wir möchten hier mal eine Lanze brechen für das weitgehend unbekannte Womo-Land Polen, insbesondere Masuren, den ehemaligen Süden Ostpreussens. Wir haben in den letzten Jahren zwei Touren dorthin gemacht, jeweils in der Vor-Saison und möchten Euch etwas an unserer Begeisterung teilnehmen lassen. Dazu haben wir auch Fotos mit einigen Impressionen in die Galerie eingestellt. Ihr findet die unter „Rest der Welt“ - und es ist schon komisch, dass unser östlicher Nachbar so weit weg scheint, oder?
Zunächst hatten wir uns Gedanken gemacht über unsere Sicherheit und die unseres alten Wohnmobils, denn Vorurteile über unsere östlichen Nachbarn gibt es ja genug. Um es kurz zu machen: Wir haben keinerlei schlechte Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht. Allerdings haben wir die üblichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen und meist keine Wertsachen im Wagen zurückgelassen und wenn doch, dann nicht offen sichtbar. Dies handhaben wir in Italien und Frankreich ebenfalls so und haben bislang niemals Stress mit Einbrüchen etc. gehabt.
Freies Stehen ist in Polen verboten, aber es gibt ein dichtes Netz von (preiswerten) Campingplätzen, darunter auch private. Reist man ausserhalb der Saison - die Polen haben alle gleichzeitig im Sommer Urlaub - findet man fast überall Platz auch ohne vorherige Anmeldung. Was den Standard anbelangt, gibt es sicher weniger ADAC Sterneplätze als in den üblichen Urlaubsländern, aber das störte uns in keiner Weise. Schliesslich suchen wir als James Cook Fahrer keine Plätze mit Animation und Fussbodenheizung im Bad. Die meisten Plätze waren sauber und sicher, manche insbesondere weiter im Osten trugen noch deutlich den sozialistischen Chic vergangener Tage. Einige, besonders private lagen an landschaftlich sehr schönen Stellen und dort steigen auch die Chancen sich mal auf deutsch zu verständigen, sei es, weil die Betreiber in Deutschland gearbeitet hatten, oder weil sie sich als Deutsche nach der Wende in das Land Ihrer Vorfahren gezogen fühlten und sich dort niedergelassen haben. Ansonsten gibt es leider eine echte Sprachbarriere - ausser Begrüssung, Danke, Bitte, ein paar Zahlen und Begriffe für Nahrungsmittel haben wir auf polnisch nichts gelernt. Die Sprache ist sehr fremd und schwierig. Vereinzelt trifft man auf Polen, die deutsch oder englisch sprechen, ansonsten ist Hand und Fuss angesagt

Neben der Sprachbarriere sei noch kritisch das Strassennetz erwähnt. Es gibt so gut wie keine Autobahnen. Zwar wird viel gebaut, aber die wesentlichen Strecken legt man Richtung Masuren auf Fern- und Landstrassen zurück, unglaublich viele davon sind schöne Alleen. Leider ist auf den größeren Fernstrassen auch der gesamte LKW-Verkehr zu finden, was man oft auch am Zustand der Strassen ablesen kann. Nimmt man diese Dinge in Kauf, erwarten einen wohl einige der schönsten Landstriche Europas mit viel unberührter Natur, seltenen Tieren und einer angenehmen Abgeschiedenheit und Ruhe.
Man sagt, es gebe mehr Störche als Menschen in Masuren und um die 2700 (!) Seen locken mit schönen Stellplätzen, Wassersportmöglichkeiten, und atemberaubend schöner Natur, die man auch zu Fuss oder mit dem Rad erkunden kann. Wunderbar sind auch Touren mit dem Kanu - Kanus kann man sich preiswert leihen. Oft werden auch auf Campingplätzen Touren angeboten, man erhält das Boot nebst Westen und wird zu geeigneter Stelle gebracht und Stunden später Flussabwärts wieder abgeholt.
Neben der schönen Natur gibt es vielerorts auch Spuren der ehemals deutschen Bewohner zu besichtigen: in den Ortschaften, Burgen und Ruinen aus der Zeit des deutschen Ordens (besonders die Marienburg) und viele (oft verwilderte) Friedhöfe.
Wählt man die nördliche Route, um in die Gegend zu kommen, durchquert man Pommern und bewegt sich über hunderte Kilometer parallel an der schönen Ostseeküste entlang. Abstecher belohnen mit schönen Sandstränden, Dünenlandschaften und frisch geräuchertem Fisch. Die alte Hansestadt Danzig ist natürlich einen Besuch wert und auch das ehemals mondäne Seebad Zoppot (Sopot) mit seinen alten Villen, der Mole und schönen Stränden sind sehenswert. Hier gibt es auch einen Campingplatz in Meeresnähe, von dem man mit der Strassenbahn bequem die Danziger Altstadt erreichen kann.
Wer das Meer liebt, kann sich auch die Halbinsel Hela und weiter östlich die kurische Nehrung anschauen.
Was die Infrastruktur anbelangt, so findet man in oder um größere Orte große Einkaufszentren, deren Logos wir alle gut kennen. Das Preisgefüge ist etwas niedriger als bei uns, und häufig gibt es auch preiswerte Tankstellen dazu. In entlegeneren Gegenden findet man für den kleinen Einkauf zwischendurch immer einen örtlichen Sklep, eine Art Tante-Emma Laden, wo es Lebensmittel und Kleinigkeiten zu kaufen gibt.
Wer Natur und Ruhe sucht und gerne Orte jenseits ausgelatschter Touristengebiete aufsucht, für den sei Ostpolen eine unbedingte Empfehlung! Wir haben diese Reisen nicht bereut und freue uns schon auf die nächste Tour dorthin!
Weitere Fragen beantworte ich gerne...
Frank